Die Reisfelder von Sapa
Es ist kurz nach sechs und der Zug fährt in Lao Cai ein, dem nächst größeren Ort nahe Sapa mit einer Zugverbindung. Bis nach Ta Phin sind es von hier aus etwa 40 Kilometer durch die Berge. Ich freue mich auf die Strecke. Draußen auf dem Bahnsteig gehe ich direkt zu dem Wagon in dem die Motorräder verstaut waren. Die Black Shadow steht schon auf dem Steig und wartet auf mich. Es ist schön zu sehen, dass sie die Fahrt gut überstanden hat und keine weitere erkennbare Beule hinzugekommen ist. Im Navi tippe ich die Route nach Sapa ein, mit einem Zwischenhalt an der nächsten Tankstelle. Für den Zugtransport wurde das Benzin jedes Motorrads abgepumpt. Zu erwarten, dass man das Benzin bei der Ankunft wiederbekommt ist natürlich vergeudeter Optimismus. Auf dem Weg zur Tankstelle halte ich die Augen auf nach etwas Essbaren. Immerhin ist es kurz nach sechs und ein Frühstück wäre mehr als angebracht. Schnell wird klar, dass die ortsansässigen Straßengeschäfte sich auf Leute wie mich spezialisiert haben. Entsprechend sind die Preise. An einem Stand halte ich und frage nach dem Preis für eine Flasche grünen Tee. Nach vergebenen Versuchen den Preis auf ein halbwegs akzeptables Niveau zu drücken Fahre ich weiter. Der Junge des Händlers ruft mir noch hinterher und geht auf meinen Preis ein, ich jedoch habe keine Lust mehr und ziehe weiter. Ich verlasse die Stadt und entere die Straße, die mich Richtung Sapa führen soll. Ganz im Gegensatz zur Strecke nach Halong ist die Straße sehr gut ausgebaut. In jede Fahrtrichtung ein breite Spur, häufig sogar mit Randstreifen und so gut wie keine Schlaglöchern. Eine echte Wohltat. Auf dem Weg durchquere ich bald schon den nächsten kleinen Ort. Auch hier gibt es wieder etliche Straßengeschäfte. An einem erspähe ich Brot. Hier in Asien eine Seltenheit und für mich zum Frühstück eine mehr als willkommene Abwechslung. Der Stand gehört einer älteren Frau. Äußerst freundlich und deutlich weniger am großen Profit interessiert als Ihre Kollegen einen Ort zuvor. Ich decke mich ein mit reichlich zu Trinken und zwei Broten. Den ersten Happen verdrücke ich gleich an Ort und Stelle. Die alte Frau lächelt. Weiter geht’s in die Berge. Langsam aber kontinuierlich schlängele ich mich die Serpentinen hinauf. Häufig werde ich dabei von Lokals auf ihren Motorrollern überholt, die alle viel schneller als mein Moped fahren und es völlig unabhängig zu seien scheint, ob auf den Rollern drei oder vier Personen gleichzeitig sitzen. Einzig die LKWs sind noch einmal langsamer als ich. Das dann aber spürbar. Überholvorgänge werden zum Nervenkitzel. Mit der langsamen Shadow brauche ich einen Moment bis ich am LKW vorbeigezogen bin, zwar wäre die Straße meist breit genug um ein entgegen kommendes Fahrzeug ausweichen zu lassen, aber ob dieses dazu gewillt ist, wer weiß das schon?! Ich verbleibe also häufig für längere Zeit hinter einem LKW und fülle meine Lungen mit rußiger Luft. So oder so, fördert diese Straße nicht meine Lebenserwartung. Auf der anderen Straßenseite sehe ich zwei Männer die gerade dabei sind ein Schwein zu zerlegen. Frischer kann man die Wahre nicht anbieten. So langsam erstecken sich die ersten Reisfelder vor mir. Mit der noch früh am Tage stehenden Sonne ist der Blick einfach Atemberaubend. Ich halte an und schieße ein Paar Fotos. Nun teilt sich der Weg. Gerade aus würde es nach Sapa gehen, rechts führt mich nun der Weg nach Ta Phin, meinem vorläufigen Ziel. Die Straße wird abrupt schlechter. Sand und Schotter bereitet mir nun den Weg. Ich fühle mich Pudelwohl. Nicht nur die Gegend, sondern auch die Wege sehen nun genauso aus, wie ich es mir erhofft habe. Altertümlich! Ich passiere eine Schranke und muss Maut bezahlen. Der Preis ist happig hoch angesetzt, vor allem wenn ich bedenke, dass ich diesen Weg in den nächsten Tagen wahrscheinlich häufiger passieren werde. Ich stelle mich darauf ein um den Preis zu falschen, werde jedoch recht schnell in meinem Vorhaben gebremst und blicke auf ein Mautticket auf dem der Preis offiziell aufgedruckt wurde. Zögerlich bezahle ich und ziehe weiter. Ich erreiche einen Ort, der Ta Phin zu seien scheint. An einem großen Einkaufsstand halte ich. Mit May, der Homestaybetreiberin, habe ich vereinbar sie anzurufen, sobald ich im Stadtzentrum bin. Vielleicht ist das ja hier das Zentrum? Ich rufe May an und versuche ihr zu beschreiben wo ich bin. Da ich das aber selbst gar nicht so genau weiß, gebe ich das Telefon an eine der dort herumsitzenden Hmong Frauen. Deren Aufmerksamkeit habe ich eh schon seit meinem Ankommen. Während eine der Frauen nun damit beschäftigt ist May zu erklären, wo ich mich gerade aufhalte, stürzen sich die anderen auf mich und versuchen allerlei selbstgewebte Sachen zu verkaufen. Tatsache bin ich nicht der Typ für Damenhandtaschen und allgemein schleppe ich eh schon viel zu viel zeug mit mir herum. Es war schwer und für die Frauen sichtbar enttäuschend, als ihnen dann nach einer Weile klarmachen konnte, dass ich in diesem Moment nichts kaufen möchte. Auf die Frage, ob ich denn morgen wiederkomme um etwas zu kaufen, habe ich natürlich lächelnd genickt. Ich breche doch so ungern Frauen das Herz. Kurze Zeit später kam May dann auf einem Roller Herangefahren. Ich folgte ihr und stellte fest, dass der Markt noch nicht das Dorfzentrum war, sondern es etwa zwei „Straßen“ weiter lag. Vom Aspekt des Motorradfahrens her, fand ich alle Wege recht fordernd. Überall ist man häufig mehr gerutscht als gefahren. Den Reifen noch kurz vor der Abfahrt zu erneuern war definitiv keine schlechte Idee. Gleichzeitig beschließe ich nach meiner Rückkehr in Hanoi auch noch die Bremsen überholen zu lassen. Spätestens nach diesen Fahrten hier haben sie ihren Sollt geleistet.
Das Haus von May war von außen überraschend groß. Sie zeigte mir auch gleich recht stolz das kleine Toilettenhaus, welches sich im Innenhof befindet. Tatsache war ich überrascht zwei richtige Toiletten mit Spüle vorzufinden. Eine Dusche gab es auch. Gut, dass Wasser war ungeheizt, aber zu viel will man dann ja auch nicht verlangen. Das Haus war dagegen sehr schlicht. Im Grunde war es eine Scheune mit Nebenzimmern. Im vorderen Teil Stand eine Nähmaschine und ein offener Kleiderschrank, in denen traditionelle Kleider hingen. May ist selbst eine Hmong und man sieht ihr an, dass Sie ihre Kleider mit sehr viel Stolz trägt. Auch fand ich es gut die Nähmaschine offen dort stehen zu sehen. Noch eine halbe Stunde zuvor, bei den Frauen am großen Einkaufsstand, hätte ich beschwört, dass die Sachen alle vorproduziert aus China kommen.
May zeigt mir mein Zimmer. Es ist ein kleiner Bretterverschlag, jedoch in gewisser Weise ein sehr liebevoller. Das Zimmer hat etwa fünf Quadratmeter, von denen wenigstens drei vom Bett belegt werden. Es gibt zwei Fenster, die ich von außen schließen muss und eine Tür, die nicht wirklich funktioniert. Es ist genau, wie ich es mir erhofft habe. Ich gehe duschen und mache mich anschließend über eines meiner beiden Brote her.
May Mann Lua kommt nach Hause. Lua arbeitet quasi für seine Frau und bietet sich den Gästen als Führer an. Da ich mich nicht in der Gegend auskenne und leider auch nicht unglaublich viel Zeit habe alles auf eigene Faust zu erkunden, beschließe ich Lua als meinen Guide für diesen und nächsten Tag zu buchen. Außerdem scheint er ein netter Kerl zu sein. Für Lua ist meine Anwesenheit auch eine willkommene Abwechslung. Zumeist sieht sein Programm so aus, dass er den Gästen anbietet sie auf seinem Motorrad herumzufahren, oder mit ihnen wandern zu gehen. Da wir jedoch beide ein Motorrad besitzen macht es die Sache für ihn viel angenehmer. Kurz darauf machen wir uns auch gleich auf den Weg. Wir fahren durchs Dorf Richtung Hauptstraße, vorbei an der Mautstation. Lua fragt mich, ob ich das Mautticket noch bei mir habe, da ich es bräuchte, wenn wir wieder zurückkommen. Scheinbar ist es wohl ein Tagesticket. Trotzdem noch teuer. Von der Hauptstraße aus biegen wir wieder recht schnell ab in eine Seitenstraße. Wir winden uns einige Serpentinen hinauf und halten an einen großen Felsen. Mit uns sind auch zwei weitere Vietnamesen da. Eindeutig Lokals und keine Touristen. Sie sitzen dort und gucken sich ihre schöne Gegend an. Auch Lua sieht man die Freude über die schöne Aussicht an. Ich freue mich, dass ich meinen Geiz diesmal abgelegt habe und Lua als Führer wahrnehme. Diese untouristischen Orte waren genau das, was ich sehen möchte. Ich schieße ein Paar Fotos und wir ziehen weiter den Berg hinauf. Schnell befinden wir uns in einer niedrigen Wolke. Es wird nass und kalt und ich ziehe meine Regenjacke über. Wir halten an einem Wasserfall. Wegen der Wolke ist das Licht recht bescheiden und der Wasserfall verliert auf den Bildern all seine Erhabenheit. Ich lasse das Fotografieren sein und sauge den Moment einfach einmal so auf. Lua ist nicht mehr aufzuhalten, wir schießen weiter die Serpentinen entlang, Fahren durch kleine Dörfer, deren Straßen nur aus glitschigem Lehm bestehen. Die Einwohner Dort gucken mich an, als wäre ich seit langem der erste Tourist, der diesen Weg nimmt und nur ein ständig lächelnder und grüßender Lua begründet meine Anwesenheit. Wir verlassen den Berg. Ab und an halten wir zum Fotografieren, aber im Grunde ist es eigentlich mehr die Motorradfahrt geworden, die den Reiz der Gegend bestimmt. Es ist großartig. Ab und an sehen wir nun auch ein Paar wenige Touristengruppen, wie sie sich erschöpft die Berge hochschleppen. Völlig entsetzt von Lua und mir, wie wir wie zwei Gestörte auf Drogen mit einem Dauergrinsen an ihnen vorbeidonnern. Wir passieren die Mautstation an diesem Tag nicht noch einmal. Lua hat viel zu viel Spaß daran gefunden mit mir durch das Hinterland zu fahren und wir kommen zurück nach Ta Phin aus einer völlig anderen Himmelsrichtung. May merkt, dass wir einen guten Tag hatten und freut sich mit uns. Inzwischen sind auch weitere Touristen im Homestay angekommen. Zwei Mädels aus den Niederlanden, die gerade beginnen eine Tour mit dem Fahrrad durch Vietnam zu fahren und ein Mädel aus Russland. Alle drei sind schon seit einer Weile unterwegs und gespannt lausche ich ihren Erzählungen. Es ist Abendbrotzeit und May hat einen riesen Berg traditionelles Essen gekocht. Nun sitzen wir in einer großen Runde mit Mays Kindern und der Oma am Tisch. Über uns leuchtet eine LED Laterne, Strom gibt es grade keinen. Scheinbar nichts Ungewöhnliches. Ein paar Meter weiter brennt ein Lagerfeuer und heizt das Haus angenehm auf. Die zwei Niederländerinnen sind Vegetarier und beschränken sich auf den Reis, ich haue mit großem Hunger rein und bedanke mich für das gute Essen. May freut sich. Es dauert nicht lange und Lua verteilt kleine Gläser und zaubert eine Plastikflasche mit Schnaps hervor. Ich frage, ob er ihn selbstgebrannt hat. Lua nickt und deutet auf einen großen rußigen Kessel an der Feuerstelle hin. Die Flasche ist nicht mehr voll und offenscheinlich befinden sich alle beteiligten noch im vollem Besitz ihrer Sehkraft. Ich halte das Glas hoch und Lua schenkt ein. Bei der ersten Runde ziehen die anderen noch Fleißig mit, bald jedoch sind es nur noch die Oma, Lua und ich, die die Flasche niedermachen.
Die Russin erkundigt sich, ob es möglich sei ein Kräuterbad zu nehmen, sie habe die Fässer im Nebenzimmer gesehen. Gespannt hören die Niederländischen Mädels und ich ihr zu. Gefühlte Sekunden später hocken wir alle jeweils in einem eigenen Fass, inhalieren die Kräuterdämpfe und lassen uns weichgaren. Nach dem Bad gönne ich mir mit Lua noch ein Bier und repariere den Niederländerinnen ihre Fahrräder. Ein großartiger Tag.
Am nächsten Morgen ziehen Lua und ich nach dem Frühstück los. Unser erster Weg führt uns nach Sapa. Lua muss tanken und dort ist die einzige Tankstelle in der Umgebung. In Sapa tummeln sich die Touristen. Überall sehe ich Leute bewaffnet mit Selfiesticks herumirren. Es gibt große Hotels und jede Menge Geschäfte mit Krimskrams. Die Entscheidung nach Ta Phine zu gehen war eine gute. All den ländlichen Charme und die Offenherzigkeit der hier lebenden und auf den Feldern arbeitenden Menschen, sucht man hier vergebens. Lua führt mich zu einigen schönen Orten, die jedoch völlig überlaufen sind. Auch Lua fühlt sich sichtbar unwohler hier. Schnell fahren wir weiter zu einem anderen Ort, der nicht so überlaufen sein soll. Es geht wieder die Berge hinauf. Wir fahren eine ganze Weile. Die Landschaft zieht an uns vorbei und das Mopedfahren gestaltet sich wieder als das eigentliche Erlebnis. Der Aussichtspunkt den Lua anfahren wollte liegt leider in einer völligen Wolkendecke. Wir verbringen eine ganze Weile an dem Ort, wartend, dass die Wolkendecke aufreißt und den Blick ins Tal freigibt. Lua raucht eine Zigarette nach der Anderen. Zwar kann man ab und an mal kurzeitig Fragmente der kolossalen Aussicht erhaschen, jedoch wird nie der vollständige Blick freigegeben. Wir ziehen weiter Richtung Tal. Auf halber Strecke gibt es einen Wasserfall. Wir Parken die Bikes und wandern Los. Der Wasserfall mit seinen Wasserläufen befindet sich in einer Parkähnlichen Landschaft. Lua meint im Sommer, wenn es wärmer sei, kommen all die Leute her um hier zu baden. Die Wasserläufe und der Wasserfall sehen wirklich spektakulär aus. Ich schieße viele Bilder.
Der Tag ist noch Jung und wir haben schon recht viel gesehen. Lua meint er habe da noch eine Idee. Der Weg sei aber sehr anspruchsvoll und er wandert ihn sonst nur. Er meint aber er habe vollen vertrauen in mich, ich sei ein guter Mopedfahrer. Gespannt, was mich erwartet ziehen wir wieder los. Nach einer Weile verlassen wir die Straße und biegen auf einen Sandweg ab. Der Weg ist holprig, oft mit engen Kurven und steilen Abfahrten. Nach einer Weile hält Lua an, fragt wie es mir geht und meint der Weg würde jetzt anspruchsvoller und schmaler werden. Wir fahren wieder lange bergauf. Die Wege werden sehr steil und überall liegt Geröll. Häufig muss ich jetzt im ersten Gang fahren und das Gewicht nach vorne verlagern. Das Geröll macht es nicht einfacher. Ein Wegrutschen wäre mit einem Stoppen verbunden und ein Wiederanfahren ist bei dieser Steigung nicht möglich. Vollgas bergauf heißt es hier. Langsam aber sicher durchstoßen wir wieder eine Wolkendecke. Der Weg ist jetzt nur noch sehr schmal und neben uns geht es steil hinunter. Wie weit ist allerdings schwer zu sagen, da die Sicht durch die Wolke nur etwa 20m beträgt. Die Graslandschaft weicht einem feuchten Wald. Wasserläufe durchqueren unseren Weg und alles ist glitschig. Wir fahren inzwischen mit Pausenabständen. Lua fährt vor und ich warte, bis er das kommende Hindernis bewältigt hat. Danach bin ich an der Reihe. Wir schlängeln uns entlang des Abhangs auf glitschigen Felsen. Nie verläuft die Strecke eben. Es geht entweder steil bergab oder noch steiler bergauf. Am Ende einer Abfahrtliegt eine Spitzkehre mit einem Wasserlauf. Anschließend geht es wieder Steil die glitschigen Felsen hinauf. Lua fährt vor und schleppt sich mit viel Mühe den Hang hinauf. Ich vor dem Wasserlauf und warte auf sein Ok. Ich bin dran. Erster gang und rein ins Wasser. Vollgas. Aus dem Wasser geht es in den Hang. Ich versuche Krampfhaft eine Linie durch das nasse Gestein zu finden. Das ganze Moped springt nur noch hin und her, doch irgendwie muss ich versuchen die Traktion am Hinterrad zu behalten. Vollgas, immer nur Vollgas. Anhalten heißt fallen und fallen heißt Abgrund, also Vollgas. Noch ein paar Meter, dann bin ich oben. Dampfend vom ganzen Spritzwasser brüllt der Motor sich empor. Geschafft. Lua und ich stehen beide oben. Er guckt mich an und fragt wie es mir geht. Ich grinse über beide Backen und sage ihm, dass ich noch nie so viel Spaß auf einem Moped hatte. Wir fahren weiter entlang der Bergkuppe. Endlich wird der Weg wieder etwas breiter und ich kann anhalten um ein Foto zu machen. Auf dem Foto erkennt man nicht viel. Nebel und einen nassen Weg, aber ich weiß was es gekostet hat um zu dieser Stelle zu gelangen und bin Glücklich.
Es geht nun wieder bergab. Wir haben Geröll, der weg ist steil und wir rutschen mehr mit dem Hinterrad rum, als dass wir rollen. Aber wir sind aus der Wolke heraus, der Boden ist trocken und es fühlt sich im Vergleich zur letzten halben Stunde so viel sicherer an. Wir kommen wieder zu einem Aussichtspunkt. Die Sicht ist beeindruckend. Lua zeigt mit dem Finger auf ein großes Gebäude in der Nähe und meint das sei eine Schule. Sie sieht frisch hergerichtet aus. Wir fahren weiter. Am Ende des Bergens liegt Ta Phin. Wir fahren durch den Ort und treffen May. Sie steht mit anderen Frauen um große Pflanze herum. Solche wie sie schon viele bei sich im Hang zuhause gepflanzt haben. Auch diese soll dort hin. Sie redet mit Lua und bittet ihm die Pflanze mitzunehmen. Ich sage ihr, dass wir die Pflanze auf mein Moped legen können, mein großer Gepäckträger wäre ideal. May lächelt und kurzer Hand verzurren wir die schwere Pflanze auf meinem Moped. Wacklig mit dem neuen Ballast ziehen Lua und ich weiter Richtung nachhause. Als wir ankommen sind wir beide sichtlich erleichtert. Die Fahrt war großartig, aber auch sehr anstrengend. Lua hält ein kleines Nickerchen und ich beginne Bilder zu bearbeiten. Später macht sich Lua noch einmal an die Arbeit und hackt auf dem Nebengrundstück den Boden stückweise ab. Dort soll in den kommenden Monaten das neue Familienhaus entstehen. Ich helfe ihn. May kommt nachhause, sieht uns beide den Boden bearbeiten, winkt und lacht. Eine Stunde später geht die Sonne unter. Es gibt Abendbrot, Bier und Schnaps. Am nächsten Tag soll mich der Zug wieder zurück nach Hanoi bringen. Ich wäre gern etwas länger geblieben.